Der letzte Sieg des "Roten Finnlands" am Ende des Ersten Weltkrieges

Tuulos Jorma Virtanen 28.4.1993

Ein Teil der gefallenen wurde beim Pannujärvi-See in Tuulos beigesetzt. Dort haben die
Einheimischen im folgenden Jahr einen heute bei der Landstrasse 10 stehendes Denkmal gesetzt.

Ein Teil der gefallenen wurde beim Pannujärvi-See in Tuulos beigesetzt. Dort haben die Einheimischen im folgenden Jahr einen heute bei der Landstrasse 10 stehendes Denkmal gesetzt.

In der finnischen Gemeinde Tuulos, etwa 25 Kilometer östlich von Hämeenlinna wurde das 75jährige Jubiläum des Kampfes von Syrjäntaka gefeiert.

Gemeinderat Leo Häppölä aus Tuulos, der sich mit dem Kampfgeschehen vertraut gemacht hatte, erzählte von dessen Ablauf. Dieser Kampf von 28. Bis 29. April 1918 war einer der härtesten Kämpfe im finnischen Freiheitskrieg. Im Kampf stiessen die "Roten" und die Deutschen aufeinander. Die "Roten" errangen dort ihren letzten Sieg.

Nach der Eroberung von Tampere am 6. April 1918 hatte General Mannerheim den Hauptteil seiner Gruppen nicht in Richtung Hämeenlinna geschickt, sondern er legte den Schwerpunkt nach Karelien. Sein Ziel war, die Russland-Verbindungen der Revolutionäre abzubrechen. Ende April blieben die Rote Armee und eine grosse Menge Flüchtlinge zwischen Hämeenlinna und Lahti stecken, unter anderem in Hauho und Tuulos. Am 26. April eroberte die zu Generalmajor Wolfs Brigade gehörende deutsche Militäreinheit Hämeenlinna unter Leitung von Hauptmann von Brandenstein. Am 22. April hatten sie Riihimäki erobert.

Um die Rückkehr "der Roten" nach Lahti zu verhindern, schickte Wolf seine Truppen aus Turenki und Hämeenlinna nach Lammi-Syrjäntaka. Eine Abteilung des königlich sächsischen Karabinerregiments drang bis nach Lammi vor. Der Hauptteil des Regimentes rückte unter Leitung von Hauptmann Godert von Reden nach Syrjäntaka in Tuulos vor. Sie quartierten sich am 27. April nachmittags dort ein.

Von den in Syrjäntaka gefallenen Deutschen sind die meisten auf dem alten Friedhof von
Hämeenlinna beigesetzt. Die Inschrift besagt: Den im Freiheitskampfe gefallenen deutschen Kriegern.
Die dankbare Stadt Hämeenlinna.

Von den in Syrjäntaka gefallenen Deutschen sind die meisten auf dem alten Friedhof von Hämeenlinna beigesetzt. Die Inschrift besagt: Den im Freiheitskampfe gefallenen deutschen Kriegern. Die dankbare Stadt Hämeenlinna.

Siegesmarsch zum Alptraum

Am 3. April war die Ostsee-Division der kaiserlichen Deutschen Armee unter Leitung von Generalmajor Graf Rüdiger von der Goltz an Land gegangen. Die Deutschen eroberten Helsinki am 14. April und wandten sich danach der Eisenbahnstrecke entlang nach Norden.

Bei der Ankunft in Hämeenlinna trafen sie kaum auf Widerstand. Erst in Syrjäntaka wurde der deutsche Siegesmarsch zum Alptraum. Charackteristisch für die deutsche Unachtsamkeit war, dass sie sofort am Ankunftsabend im Dorf feierten. Sie hatten leicht gesiegt, und das führte zur Unterschätzung des Gegners.

Am nächsten Tag brachen die 4 000 Männer der Roten Truppe von der Hauhoer Kirche in Richtung Kokkila auf. Von Reden sandte die von Rittmeister Merz geleitete Abteilung nach Kokkila um den Vormarsch der "Roten" zu verzögern. Den Rest der Truppen organisierte von Reden in Syrjäntaka zur Verteidigung. Es wurde ein Truppenteil unter der Leitung von von Brandenstein zur Hilfe gerufen. Der Abteilung von Merz missglückte die Erfüllung ihrer Aufgabe, sie musste sich nach Syrjäntaka zurückziehen.

Die Wahrheit nicht erzählt

Sofort, als sie zurückkehrten, bekamen die Deutschen einen Blickkontakt zu den "Roten". Deren Offensive begann um neun Uhr am Abend. Bei den harten Kämpfen bekamen die "Roten" die Übermacht. In der Literatur, das war den Worten des Gemeinderates zu entnehmen, hat man diesen Kampf von Syrjäntaka "etwas" verschwiegen. 1918 wurde die Wahrheit deshalb nicht erzählt, weil die Niederlage der Deutschen und der Sieg der "Roten" etwas unangenehm war, so meinte Leo Häppölä.

Am frühen Morgen war die Lage für die deutschen hoffnungslos. Ein Teil hatte die Stellung verlassen und war in den Wald geflohen. Dann zogen sich die Deutschen nach Syrjämäki zurück, einen schmalen südlichen Landrücken auf dem Suolijärvi-See. Die "Roten" verfolgten sie aber nicht, sondern waren damit zufrieden, dass sie freien Fluchtweg in Richtung Lahti hatten. Schon am selben Abend eroberten die Deutschen Syrjäntaka zurück.

Für die "Roten" war die Situation trotz ihres Sieges hoffnungslos. Sie waren umringt von Gegnern. Aus Reval (Tallinn) zu Hilfe geschickte 2 500 Mann unter Leitung von Oberst Otto von Brandenstein hatte schon am 19. April Lahti erobert. Bei den bitteren endgültigen Entscheideungen vom 30. April bis 2. Mai wurden 25 000 Revolutionäre festgenommen.

Die Verluste waren gross

Die Verluste der Deutschen in Syrjäntaka waren gross, was damit erklärt wird, dass die "Roten" keine Gefangenen nahmen, sondern sofort erschossen. Der grösste Teil der deutschen Gefallenen wurde zunächst im Kirchengarten von Tuulos bestattet, von wo man sie dann ins heldengrab des Sibelius-Gartens von Hämeenlinna übersetzt und von dort weiterhin in den 60er Jahren auf den alten Friedhof von Hämeenlinna umbettete. Ein Teil der gefallenen wurde beim Pannujärvi-See in Tuulos beigesetzt. Dort haben die Einheimischen im folgenden Jahr einen heute bei der Landstrasse 10 stehendes Denkmal gesetzt.

Hauptmann von Reden, der das Dorf Syräntaka heldenhaft verteidigte, beging 1919 in Berlin Selbstmord. Ein Grund für die Verzveiflungstat, so Leo Häppölä, war vielleicht der Kampf von Syrjäntaka.

Nachzulesen ist di Geschichte des Kampfes von Syjäntaka auch bei dem finnischen Schriftsteller Väinö Linna, der diese merkwürdige Siegesparade" der "Roten" in seinem Buch "Hier unter dem Nordstern" beschrieb.

Übersetzt wurde der Artikel von Dr. Hannu Koivu aus Tampere.

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