Der Gedenkstein von Fabian von Bellingshausen in Lahetaguse.
Im Dorf Lahetaguse auf Ösel (Saaremaa) in der Gemeinde Salmes steht der bescheidene Gedenkstein des für den Entdecker der Antarktis gehaltenen Fabian Gottlieb Benjamin von Bellingshausen.
Er wurde im Jahre 1968 an der Stelle errichtet, wo das baltendeutsche Adelsgut Lahetaguse gelegen hatte. Dort wurde Fabian am 20. September 1778 neuer Zeitrechnung geboren.
Im Jahre 1978 wurde ein Denkmal für von Bellingshausen in Pilguse in der Gemeinde Lümanda errichtet. Zu dem dortigen Gut Hoheneichen war Fabians Familie kurz nach seiner Geburt umgezogen. Fabian war 6 Jahre alt, als sein Vater starb. Danach wohnte die Familie zunächst in Arensburg (heute Kuressaare) und später auf einem Gut in Ülzens (auf estnisch Vaabina) in der heutigen Gemeinde Urvaste im südlichen Estland.
Seine Schulzeit verbrachte Fabian von Bellingshausen in der berühmten Domschule zu Reval, dem heutigen Tallinn. Im Jahr 1789 begann Fabian, auf russisch Faddei Fadojevitsh, das Studium als Kadett in der Seeakademie der russischen Flotte in Kronstadt. Er verließ sie 8 Jahre später als Offizier.
Von 1803 bis 1806 nahm von Bellingshausen als Kartenzeihner an der von Admiral Adam von Krusenstern geleiteten Weltumseglung teil.
Der Wegweiser zum Geburtsort von Fabian von Bellingshausen in Lahetaguse.
Als Zweiter jenseits des Polarkreises
Fabian von Bellingshausens große Stunde schlug für ihn als 40-Jährigen, als er 1819 zum Leiter einer Forschungsexpedition zum südlichen Eismeer erwählt wurde.
Die Expedition begann ihre lange Reise von Kronstadt aus am 4. Juli. Das größere der beiden Schiffe hieß Vostok und das kleinere Mirnyi. Das erstere hatte 117 Mann Besatzung und das letztere 72. Beide Schiffe waren 1818 fertiggestellt worden.
Im Dezember erreichten Vostok und Mirnyi Süd-Georgien. Am Weihnachtsabend begaben sich die Russen an Land auf die nördlichste Insel der Süd-Sandwich-Inseln, die von Bellingshausen Zavodowski-Insel nannte, nach dem Namen des Kapitäns der Vostok, Ivan Zawodowski.
Die Expedition überschritt den stüdlichen Polarkreis auf der Ostseite der Antarktis am 26. Januar 1820. Es war das zweite Mal, dass so etwas geschah. Zum ersten Mal hatte dies der englische Kapitän und Forschungsreisende James Cook getan. Während der zweiten Weltumseglung im Jahre 1773 unter Führung von Cook umkreiste die Expedition die Antarktis, aber man sichtete kein Land.
-Wir sahen ein vereistes und bergiges Festland, schrieb von Bellingshausen am 28. Januar 1820 in sein Logbuch.
Dieser Tag wird als Tag der Entdeckung der Antarktis angesehen. Ein massiver Eisgürtel verhinderte jedoch die Weiterfahrt näher an das Festland heran. Während der drei folgenden Wochen überschritten Vostok und Mirnyi noch Zweimal den Polarkreis, aber auch jetzt blieben die Schiffe im Eis stecken.
Danach setzte die russische Expedition ihre Reise nach Australien, Sydney, fort. Dort landeten Vostok und Mirnyi im April.
Das Dorf Lahetaguse auf Ösel. Da wurde Fabian von Bellingshausen im Jahre 1778 geboren.
Zwei Inseln
Während des Winters in der südliche Hemisphäre machten Vostok und Mirnyj eine Rundreise auf dem Pazifischen Ozean. Die Reise führte durch die Hauptinseln Neuseelands nach Tahiti und zurück.
Von Sydney aus setzte die russische Expedition ihre Reise im November 1820 in Richtung Feuerland fort. Vostok und Mirnyi überschritten den südlichen Polarkreis am 24. Dezember. Auf der Vostok wurde Land gesichtet, das von Bellingshausen Peter-I.-Insel nannte. Die knapp 2 000 Kilometer von Feuerland entfernte Insel gehört heute zu Norwegen.
Seine zweite Entdeckung am 28. Januar nannte von Bellingshausen Alexander-Land. Später stellt man fest, dass es sich um eine Insel handelte. Nach James Cook war von Bellingshausen der zweite, dessen Expedition rund um die Antarktis führte.
Streit um den Entdecker
Auf den Süd-Shetland-Inseln traf von Bellingshausen den Kapitän des Walfangschiffes Hero, den Amerikaner Nathaniel Palmer. Er gilt als der zweite Mensch, der im November 1820 den Berg der Heiligen Dreieinigkeit auf der Landspitze der 1 930 km langen Antarktischen Halbinsel sah. Ihm zuvorgekommen war am 30. Januar desselben Jahres der Kapitäns der brittischen Flotte Edvard Bransfield.
Bis in die neueste Zeit ist darüber gestritten worden, ob von Bellingshausen wirklich im Januar 1820 Land gesehen hat oder ob ihm Bransfield und Palmer zuvorgekommen waren. In jedem Falle war von Bellingshausen der erste Mensch, der die vereisten Inseln innerhalb des südlichen Polarkreises gesehen hat. Die Landspitze der Antarktischen Halbinsel liegt außerhalb des Polarkreises.
Von Bellingshausen, Bransfield und Palmer gingen in der Antarktis nicht an Land. Der erste Mensch, der dies tat, war John Davies, der Kapitän eines amerikanischen Walfangschiffes. Er ging am 7. Februar 182l in der Hughes Bay an Land.
Die schwedische Botschaft in Tallinn. Da wohnte Fabian von Bellingshausen in den Jahren 1830 bis 1839.
Als Kommandeur in Reval
Zurück in Kronstadt waren Vostok und Mirnyi am 4. August 1821. Die Reise hatte zwei Jahre und 21 Tage gedauert. In dieser Zeit verlor die Expedition nur drei Mann. Die Russen fanden und kartografierten insgesamt 29 Inseln mitsamt der umliegenden Gewässer.
In der russischen Flotte diente von Bellingshausen noch weitere 30 Jahre. Er nahm unter anderem an den kriegerischen Operationen gegen die Türkei im Schwarzen Meer vor Varna im Jahre 1828 teil.
In den Jahren 1830 bis 1839 diente von Bellingshausen als kommandeur der russischen Flotteneinheit in Reval. Dort wohnte er an der Pikk-Straße in dem Haus, in dem heute die Schwedische Botschaft ist.
Fabian Gottlieb Benjamin von Bellingshausens Statue in Kronstadt.
Statue in Kronstadt
Im Jahre 1839 wurde von Bellingshausen zum Gouverneur von Kronstadt ernannt. Den Admiralstitel bekam er 1843.
Fabian von Bellingshausen starb am 25. Januar 1852. Er wurde auf dem lutherischen Friedhof in Kronstadt begraben. Im Jahr 1870 wurde von Bellingshausen's Statue in Kronstadt enthüllt. Bei dieser Gelegenheit war Großfurst Konstantin Nikolajevitsh anwesend.
Die Peter-I.-Insel und die Alexander-Insel liegen in der Bellingshausensee. Eine der elf Süd-Sandvich-Inseln ist ebenfalls nach von Bellingshausen benannt. Auf der den Süd-Shetland-Inseln zugehörigen King-George-Insel befindet sich eine russische Basis mit Namen Bellingshausen.
Außer Fabian von Bellingshausen und Adam von Krusenstern stammen aus dem Gebiet des heutigen Estland drei weitere in der russischen Flotte dienende baltendeutsche Weltumsegler und Entdeckungsreisende: Admiral Ferdinand von Wrangel, Friedrich Benjamin von Lütke sowie Kapitän Otto von Kotzebue.
Aus dem Schwedischen übersetzt von Dr. Harald Bischoff, wohnhaft in Hamburg.